Gesundbrunnen

Der Gesundbrunnen bei Hofgeismar

Ein Gesundbrunnen für Geist und Seele

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Ein wahrer Gesundbrunnen - das sind die Anlagen des "Bad Hofgeismar" auch heute noch. 1639 glaubte man mit dem Quellwasser "Blind-, Taub- und Stummheit" heilen zu können. Die in den Wirren des 30jährigen Krieges entdeckte Mineralquelle wurde unter den hessischen Landgrafen Karl, Wilhelm VIII., Friedrich II. und Wilhelm IX. im 18. Jahrhundert zu einer prächtigen Badeanlage ausgebaut.

Hier trafen sich die Mitglieder des hessischen Hofes und ihre Gäste, Bürger aus Hofgeismar, Fremde aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland. Mehr noch als heute diente ein Kurort nicht nur der körperlichen Erholung, vielmehr war ein Aufenthalt ein gesellschaftliches und kulturelles Ereignis.

Am Gesundbrunnen, der seit der Annexion Kurhessens durch Preußen 1866 keine Kuranlage mehr ist, kann man die fürstliche Prachtentfaltung des ausgehenden 18. Jahrhunderts bewundern. Wegen des Niedergangs des Badebetriebs im 19. Jahrhundert ist hier ein einmaliges architektonisches Ensemble erhalten geblieben. Die heutige Nutzung durch das Predigerseminar und die Akademie der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck sowie durch die Evangelische Altenhilfe bringt eine große Zahl von Gästen an den Gesundbrunnen. Für viele wird er zu einem Ruhepol in einer hektischen Umwelt. Ob man für anregende, bisweilen geistige Arbeit zur Ausbildung oder Tagung kommt oder nach einem bewegten Leben ausruhen möchte oder einfach nur einen angenehmen Spaziergang am Wochenende machen will, die ehemaligen Badeanlagen sind heute immer noch - im übertragenen Sinne - ein "Gesundbrunnen".


Brunnentempel

An dieser Stelle begann - der Legende nach am Ostersonntag - 1639 mit der Entdeckung einer Mineralquelle durch einen erkrankten Soldaten die Geschichte des Gesundbrunnens bei der Stadt Hofgeismar, die damals noch etwa eine halbe Wegstunde im Westen lag. Der Architekt Simon Louis du Ry errichtete 1790/92 an der Stelle zweier älterer Gebäude den heutigen, auf acht ionischen Säulen ruhenden Brunnentempel. In ihm befindet sich die Fassung der Mineralquelle, aus der sich einst der Gesundbrunnen entwickelte. Du Ry opferte - wie in der Kartusche gut zu erkennen ist - seinem Bauwerk den von J.L. Splittorf errichteten geschlossenen Brunnentempel, der über zwei Bogengänge mit dem Wilhelmsbad und dem Friedrichsbad verbunden war. Er erreichte so eine Öffnung der geschlossenen Häuserfront und hob damit die Trennung zwischen Brunnenplatz und Parkanlage auf. Die insgesamt drei Mineralquellen, die heute zusammengefasst sind, werden noch immer von Genießern, die sich weder von dem oft als unangenehm empfundenen Eisengeschmack noch von dem (nicht unproblematisch hohen) Kochsalzgehalt irritieren lassen, gerne getrunken.

Brunnenpark

Der Brunnenpark ist die Verbindung der Gebäude miteinander und mit der Landschaft. Aus der ursprünglichen Wiesenlandschaft gestaltete man zunächst eine französische Gartenanlage mit Alleen, Lauben und einem Heckentheater mit dem Dianatempel. Mehrfach verlegte man den an seiner östlichen und nördlichen Begrenzung fließenden Bach, um die Parkfläche zu erweitern. Nach 1787 wurde er entsprechend der geänderten Mode in eine englische Parklandschaft umgewandelt. Dabei verschwanden alle Elemente des französischen Gartens. Den Abschluss bildete die Anlage des Teichs unter Heinrich Christoph Jussow 1804/05. Die darin gelegene Insel nimmt Bezug auf das Grab Jean-Jacques Rousseaus auf der Pappelinsel im Park von Schloss Eremonville. Heute dient der Park nicht nur den Spaziergängern, er ist auch ein wichtiges Rückzugsgebiet für zum Teil seltene Vogelarten und Standort für eine große Vielfalt an Bäumen und Gehölzen.