Würfelturmdenkmal

Würfelturm-Denkmal in der Marktstraße



Vor langen Jahren (1401), als die Stadt Hofgeismar noch viel größer war als jetzt, da hatte sie einmal Krieg mit einem fremden Herrn. Der legte sich vor die Stadt mit seinem Heere und belagerte sie von allen Seiten und ließ niemand aus noch ein.

Da hatten die in der Stadt größte Not, und Schmalhans war Küchenmeister in den Häusern. Die Suppe wurde von Tag zu Tag dünner, das Einbecker Bier in dem Ratskeller und der Wein, der damals noch am Galgenberg und am Westberg wuchs in den Weinbergen der Bürger, war längst ausgetrunken, und das Fleisch von Pferden und Hunden galt für einen Leckerbissen. Am Ende hatten sie gar nichts mehr zu beißen und zu brechen, und der Hunger sah den armen Bürgern aus den Augen. Aber die da draußen hatten es nachgerade auch nicht besser.

Anfangs lebten sie zwar herrlich und in Freuden und aßen an gemeinen Wochentagen mittags Braten und Salat, abends Salat, Braten und Kuchen dazu. Aber die Herrlichkeit dauerte nicht lange.

Das Korn auf dem Felde war längst abgemäht, die Viehherden geschlachtet und die Feldmark glich einer Wüste, wo nichts zu holen war.

Da wurden beide Parteien eins, dass man würfeln sollte, und wer den besten Wurf täte, der sollte Sieger sein; denn mit den Waffen konnte ein Teil den anderen nicht überwinden, so vielmal sie sich auch im Felde gemessen hatten. Und als nun die beiden, der aus dem Lager und der aus der Stadt, sich im Felde gegenüberstanden und der aus dem Lager den ersten Wurf tat, da warf er 17!

Da gab es großen Jubel im ganzen Lager, dass das Viktoria-Geschrei weithin gehört wurde in der ganzen Stadt. Denn die da draußen meinten, nun schon gewonnen Spiel und das Glück in der Tasche zu haben. Über die siebzehn hinaus gab es ja bei drei Würfeln nur noch einen besseren Wurf und den sollte ja wohl der bürgerliche Würfler bleiben lassen. Aber der wackere Bürgersmann dachte: Bange machen gilt nicht! Er rüttelte und schüttelte den Würfelbecher und warf – 18!