Zufallsfund mit langer Geschichte
Einen wahrhaft besonderen Zugewinn erzielte das Stadtmuseum Hofgeismar während der laufenden „Gemäldebörse“. Ein Kasseler Privatmann, der einen größeren Haushalt auflöst und zahlreiche Gemälde und mehrere Uhren in die Börse einbrachte, schenkte dem Museum zwei gerahmte, großformatige Grafik-Blätter.
Das eine war altkoloriert und auf feinem Papier gedruckt; vermutlich stammt es aus einer Philosophiegeschichte aus der Zeit um 1500. Das andere war ca. 40 x 40 cm groß und zeigte im Druck mit Gold auf Grün viele kleine feinste Berufsdarstellungen. Die Menschen der Bilder trugen deutlich die Kleidung des 16./17. Jahrhunderts. Neugierig geworden, öffneten Museumsmitarbeiter die Verklebung des Rahmens und fanden ein intaktes, sauberes Blatt Nürnberger Brokatpapier (ca. 1780) mit den sehr alten Stempeln „Deutsches Tapetenmuseum/Kassel/Schloss Friedrichsplatz“ und der Inventar-Nummer „73“.
Frau Dr. Astrid Arnold, die Leiterin des heutigen Tapetenmuseums, kam persönlich nach Hofgeismar, um das interessante Blatt entgegenzunehmen. Dafür, dass dieser wertvolle Golddruck in Privathand gelangen konnte, gab es nur eine Erklärung: Während des Zweiten Weltkriegs war das Ausstellungsgut des Tapetenmuseums vor Bomben durch Auslagerung gesichert. Ausgerechnet kurz vor der Zerstörung Kassels am 22./23.10.1943 aber waren Kisten mit Leihgaben von einer Ausstellung zurückgekommen, die ein Opfer des Bombardements und des riesigen Brandes wurden.
Offenbar konnte, wie die Hofgeismarer Entdeckung beweist, Verschiedenes vor der endgültigen Zerstörung gerettet und vereinzelt auch „privatisiert“ werden.