Bedeutender Zugewinn für die kleinste Abteilung des Stadtmuseums
Einer Pforzheimer Auktion verdankt das Stadtmuseum Hofgeismar den neuesten Zugewinn einer kleinen, aber wertvollen Spezialsammlung. Der erste Hofgeismarer Buchdrucker Salomon Schadewitz des 17. Jahrhunderts steht in deren Mittelpunkt, wobei seine Drucke, seine Familiengeschichte und besonders auch seine eigene Herkunft interessieren.
Der jetzt erworbene kiloschwere Band von 1663 im Folioformat enthält in den drei zusammengebundenen Büchern ausführliche Kommentare des in seiner Zeit hochangesehenen Marburger Theologen Johannes C r o c i u s (1580 – 1659 ) zu den Briefen des Paulus im Neuen Testament. Zwar erschwert das frühneuzeitliche Latein den Zugang zu dem Druckwerk, aber der jetzt umfangreichste Band der Sammlung originalen barocken Schriftguts erlaubt wesentliche Rückschlüsse auf die Arbeit der Werkstatt Schadewitz.
Schadewitz kam nach dem Kroatenüberfall auf Grebenstein 1637 in die sichere Nachbarstadt Hofgeismar, hatte aber vermutlich kaum mehr als einen Handkarren mit Druckereigerätschaften retten können. Vermutlich ab 1639 druckte er in Hofgeismar, aber erst 1644 gilt der Forschung als erstes gesichertes Jahr seiner Arbeit in der Stadt; bereits 1650 eröffnete er in Kassel in der Nähe des Fürstenhofs eine weitere Offizin und nur drei Jahre später arbeitete er auch in der hessischen Universitätsstadt Marburg. Während der ganzen Zeit stellte er Kleinschriften wie Leichenreden, Dissertationen, fürstliche Erlasse usf. her, deren jede selten mehr als 20 Druckseiten pro Ausgabe hatte.
Der neue, 1878 Seiten starke Band verwendet allein für den Bleisatz weit über 9 Millionen Buchstaben und Zeichen. Er muss zur Vollbeschäftigung der in Marburg tätigen Setzer geführt haben, denn für die Jahre 1661 und 1662 sind bisher keine weiteren Druckereiprodukte bekannt. Selbst wenn man also unterstellt, dass der Band in mehreren Etappen gedruckt wurde, setzt das doch eine riesige Menge von Bleibuchstaben in der Werkstatt voraus. Die umfangreiche Arbeit wurde erst nach dem Tod des Verfassers und Auftraggebers (?) Crocius fertiggestellt. Es wird interessant werden herauszufinden, wer dieses Mammutwerk schließlich bezahlt hat. Ein weiteres Exemplar des Druckes wird in der Bibliothek in Wolfenbüttel bewahrt.
Zu Leben und Werk des erfolgreichen Druckers vgl. : Helmut Burmeister: Salomon Schadewitz, Buchtrücker. Hofgeismar 2002. (ur)