Geschichte und Gebäude

Geschichte und Gebäude

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Das Museum um 1990


Das Stadtmuseum Hofgeismar befindet sich heute in vier Gebäuden am Petriplatz. Auf dem Grundstück standen bis zu einem Großbrand in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts drei Gebäude, von denen sich zwei Keller erhalten haben.

Das Vorderhaus wurde um 1800/1820 errichtet und diente nach 1875 dem nach Hofgeismar zwangsversetzten Dragonerregiment als Kasino und Offizierswohnhaus. Daran erinnern noch Wandbemalungen und geätzte Glastüren. Später wurde es als privates Wohnhaus genutzt.

Eingang in Haus I als "Haupteingang".

 


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Das Baudatum des bis auf einen kleineren Anbau aus Buntsandstein errichteten Wirtschaftsgebäudes ist nicht genau festzustellen. Der Keller ist um 1500 datiert. Es diente der Garnison als Pferdestall und Scheune. Später wurde es von der Druckerei Keseberg und anschließend der Druckerei Schulz genutzt. In seinen Räumen wurde über mehrere Jahrzehnte die "Hofgeismarer Zeitung" gedruckt.

Bis zum Beginn der Sanierungsarbeiten 1984 waren dort die Druckmaschinen der Druckerei Plessmann tätig.

Durch den Einzug des Stadtmuseums Hofgeismar in beide Gebäude konnte dieses bemerkenswerte Ensemble in seiner Nutzung wieder zusammengeführt werden. Es setzt jetzt auch durch den neugestalteten Innenhof einen wichtigen Akzent in der sog. "Petristadt" von Hofgeismar.


Die Geschichte des Stadtmuseums Hofgeismar von 1938 bis 1977 können Sie hier nachlesen.

30 Jahre Neuaufbau - 30 Jahre Ehrenamt

Das Stadtmuseum Hofgeismar 1977 bis 2007

1977 berief der Magistrat der Stadt Hofgeismar mehrere Herren in eine Planungskommission, von denen Harald Friedrich-Sander und Volker Petri unter Leitung von Helmut Burmeister die an verschiedenen Orten ausgelagerten Restbestände des alten „Heimatmuseums“ zusammenführten, sichteten und zur Wiedereröffnung am „Hessentag“ 1978 in den Rathausgewölben als Ausstellung aufbereiteten.

Die folgenden Jahre waren gekennzeichnet durch drei museale Grundsatzentscheidungen, die das im Eigentum der Stadt befindliche Hofgeismarer Museum unverwechselbar machen sollten: 

  1. Beschränkung der Sammel- und Forschungstätigkeit auf Schwerpunktabteilungen, damit Weiterleitung „fremden“ Gutes an andere Museen. Zu Anfang bestanden als eigene regionale Abteilungen „Geologie“ (H. Friedrich-Sander), „Archäologie“ (H. Burmeister), „Töpferei“ (K. P. Lange), „Militärgeschichte“ (H. König) sowie „Zunft- und Wirtschaftsgeschichte“ (V. Petri), dazu die ständig ergänzten Bestände der Sammlungen von Werken des Malers Theodor Rocholl und zur „Geschichte der Hugenotten und Waldenser“.
  2. Im Blick der Verantwortlichen sollte das originale Ausstellungsgut stehen, statt damals üblich gewordener Repliken oder Tafeln. Die Grundregel jeder Museumstätigkeit „Sammeln, bewahren, erforschen und ausstellen“ sollte in allen Abteilungen maßgeblich sein.
  3. Eine enge Zusammenarbeit mit den Nachbarmuseen wurde vereinbart; es entstand ab 1979 ein „Museumsverbund“ unter der Federführung Hofgeismars, der später auch das Stadtmuseum Kassel einschloss. Mehrere in Hofgeismar herausgegebene Werbefaltblätter machten den Verbund und seine Bezugsregion bekannt (Gesamtauflage über 500.000 Exemplare).

Vor dem Hintergrund dieser Festlegungen war es dem Hessischen Museumsverband/dem Land Hessen möglich, dem Hofgeismarer Museum für viele Jahre den höchsten Zuschuss (bzw. einen der höchsten) zu bewilligen.

Mit dem Umzug des „Stadtmuseums“ an den Petriplatz (September 1986) war es möglich, den bisher bestehenden Abteilungen großzügig eigene Räumlichkeiten zu bieten; Platz war jetzt auch vorhanden für die neue Abteilung „Jüdische Kultur in Nordhessen“ sowie für die 1985/86 hinzu erworbenen Abteilungen mit Werken des Fuldataler Keramikers Rolf Weber (testamentarisches Legat Frau Dr. Ellen Weber) und des Hümmer Grafikers und Bildhauers Wilhelm Hugues (Ankauf des gesamten Nachlasses bei Unterstützung durch den Landkreis Kassel, die Kasseler Sparkasse, den Hessischen Museumsverband) sowie die neu aufgebaute biologische Abteilung „Hofgeismarer Biotope“.

Es ergaben sich in den nächsten Jahren weitere besondere Forschungsschwerpunkte, zumeist als Vorbereitung inzwischen präsentierter größerer Sonderausstellungen. Hierzu zählen das Gesamtwerk des ersten Hofgeismarer Druckers Salomon Schadewitz (1637 - 1651, später in Kassel und Marburg); die Belege zum China-Aufenthalt von Theodor Rocholl im Boxerkrieg (1900/01, umfangreiches Kulturgut aus dem „alten China“); das Material zu dem kurzlebigen, aber die Geschichte Hessens und Deutschlands im 19. Jahrhundert entscheidend prägenden Königreich Westphalen (1807 - 13).

Ein besonderer Schwerpunkt der Museumsarbeit liegt in Sammlung und Dokumentation bei der Geschichte des schwedischen Königs und hessischen Landgrafen Friedrich I. In diesem Fall haben die Hofgeismarer Museumsarbeit und der Begleitband zur Ausstellung erreicht, dass die hessische Geschichtsschreibung „notwendige Korrekturen und Ergänzungen“ (Prof. Dr. Eckart G. Franz, Darmstadt) vornehmen muss. Eine umfangreiche Spezialbibliothek, im Museum als Bibliotheca Fridericiana geführt (mit Büchern und Dokumenten in verschiedenen Sprachen, besonders auch auf Schwedisch), wartet auf die Nutzer.

Die Museumsarbeit begleitend gibt der Mitträgerverein des Stadtmuseums, der Zweigverein Hofgeismar des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde e.V. Kassel 1834 (wieder gegründet 1981), eine Buchreihe unter dem Titel „Die Geschichte unserer Heimat“ (seit 1988) heraus, die interessante Themen der Region aufgreift oder auch Ausstellungen begleitet (zuletzt erschien Bd. 52). Viele Bände sind inzwischen vergriffen oder nur noch in Restauflagen greifbar. Der Auflagenhöhe nach waren am erfolgreichsten Günter Schumanns „Der Urwald Sababurg“ (Bd. 12) und die eindringliche Autobiographie von Meta Frank „Schalom, meine Heimat“ (Bd. 17). Sehr erfolgreich in der Außenwirkung waren die Ausstellungs-Begleitbände „China 1900. Der Boxeraufstand, der Maler Theodor Rocholl und das alte China“ (Bd. 36), „Friedrich I. König von Schweden, Landgraf von Hessen-Kassel“ (Bd. 40)„König Jérôme und der Reformstaat Westphalen“ (Bd. 45) und zuletzt "Hessische Prinzessinnen auf Dänemarks Thron" (Bd. 52); diese Bände wurden erarbeitet und herausgegeben von Helmut Burmeister und Veronika Jäger M. A.

In 2001 war das Stadtmuseum Hofgeismar das einzige in Deutschland, das sich der im ehemalig deutschen Quingdao (Tsingtau) noch lebendigen Zeit des Zusammenstoßes von östlicher und westlicher Kultur in einer Ausstellung erinnerte, die durch viele kostbare Leihgaben chinesischer Kunst bestach. „Das Stadtmuseum Hofgeismar ist nicht hoch genug dafür zu rühmen, dass es … eine Ausstellung ‚China 1900’ zusammenstellte … Insgesamt ist der Katalogband ein kleines Schmuckstück“, so der Hamburger Prof. Dr. Hans Stumpfeldt, Ordinarius für chinesische Sprache und Kultur.

Im Fall des schwedischen Königs und Landgrafen Friedrich war die Hofgeismarer Ausstellung die erste überhaupt über diesen in der historischen Tradition (vor allem der hessischen) aus Informationsmangel ungerecht bewerteten Fürsten. Hier konnte eine in Schweden wie in Hessen weiterlaufende Diskussion angestoßen werden. Die Jérôme-Ausstellung - eröffnet am 200. Jahrestag der Machtübernahme des französischen Generals Joseph Lagrange in Kassel - versuchte - wie die Einträge im Gästebuch zeigen - erfolgreich zuspitzend, die moderne, mehr abwägende als verurteilende Forschung zur napoleonischen Zeit in Hessen-Kassel anhand von rund 250 originalen Objekten zu begleiten.

Die Ausstellungstätigkeit ebenso wie die Dokumentationspflicht des Museums haben dazu geführt, dass heute neben den Lebenswerk-Übersichten des Malers Theodor Rocholl (ca. 650 Originale im Museumsbesitz, dazu Literatur und Dokumente; ca. 4000 Werke  im Werkarchiv erfasst), des Bildhauers Hugues (Gesamtnachlass), des Keramikers Rolf Weber (sein Privatmuseum), weitere Künstler sehr gut vertreten sind (so Adolf Faust, Helen Meyer-Moringen, Hermann Kätelhön, Werner Saure, Ansel Andrae). Weitere Künstler aus der Region sind innerhalb der Künstlergalerie des Museums (Dauerausstellung) meist mit wenigstens zwei Werken präsent (Borst, Ter Hell, Scheele, M. Muscat, P. Andrae, Svetlov u. a.). Der Nachlass des Grafikers Johannes Eichler fiel dem Museum durch testamentarische Verfügung zu. Außerdem gibt es eine umfangreiche Sammlung von Zeichnungen der Wolfhager Künstlerin Gisela Petschner.

Eine größere Zahl wichtiger historischer Ölgemälde gehört auch zu den Abteilungen „Hugenotten und Waldenser“ und „Jüdische Kultur“.

Ein weiteres viel genutztes Angebot stellt das Stadtmuseum in einem bequem möblierten Leseraum zur Verfügung: die (fast) komplette Reihe der Hofgeismarer Zeitung, viele Jahrgänge der Kasseler Post und der Hessischen Nachrichten sowie - als Dauerleihgabe der Hofgeismarer HNA-Redaktion - alle Ausgaben der Hessisch-Niedersächsischen Allgemeinen (ausgenommen die jeweils letzten 25 Jahre, die in der Redaktion eingesehen werden können). Der interessierte Leser hat außerdem Zugriff auf die Neuerscheinungen der „Weltkunst“ (ca. 30 Jahrgänge vorhanden) sowie auf das vierteljährliche „Archäologische Korrespondenzblatt“ (komplett vorhanden).